Der Kauf von Follower, Fans, Likes und Bewertungen – eine Orientierungshilfe

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Follower, Likes, Bewertungen steuern mittlerweile die Wirtschaft. Jeder ist digital und diese Attribute steuern täglich, wo Milliarden von Usern sich tätlich aufhalten, wie lange und was sie kaufen. Sie beeinflussen uns, ob wir einem Unternehmen glauben, ein Produkt kaufen, eine Reise buchen oder mittlerweile auch in der Entscheidung, zu welchem Arzt wir gehen.

Der Kauf von Fake-Followern, Likes und Kommentaren ist längst gängige Praxis. Die Anbieter für den Kauf sprießen wie Pilze aus dem Boden und werben ganz offensiv mit Ihrem Angebot. Auf Nachfrageseite findet man Politiker, Privatpersonen, Unternehmer, Agenturen, Influencer, Vereine u.v.m. Auch auf der Seite derjenigen, die den Fake enttarnen, blüht die Industrie. Es existieren sowohl Tools als auch darauf spezialisierte Unternehmen, den Fake von anderen aufzudecken. 

Als wir die sich verstärkende Tendenz bemerkt haben, sind wir der Sache auf den Grund gegangen. Bei der Analyse kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Diese wollen wir im Folgenden mit Euch teilen und einen knappen Überblick geben, wie es unter der Spitze des Eisbergs aussieht. Eigentlich  handelt es sich hier um legal gelieferte / erzeugte Falschinformationen. Sie verzerren das Bild der Realität. Und wie heißt es so schön: Eine der größten Herausforderungen der Zukunft Gesellschaft ist nicht der Zugang zu Informationen, sondern der Umgang mit der steigenden Flut an Falschinformationen. Dieser Überblick soll dabei helfen.

1. Anbieter für den Kauf von Followern, Fans, Likes, Kommentaren Bewertungen – Ein Überblick

Wenn man sich einen ersten Eindruck verschaffen will, dann geht das sehr schnell. Einfach mal googeln und man erhält eine Vielzahl an Ergebnissen. Es gibt Anbieter für jede Art von Markt. Überrascht ist man auch, wie offensiv die Leistungen angeboten werden. Wer denkt, dies findet diskret statt und dass hier irgendetwas geschieht, dass in irgendeiner Form illegal oder zumindest „unmoralisch“ ist, der täuscht sich. Die Argumentation der Anbieter geht wie folgt: „Modernes Marketing braucht Follower, Fans, Likes, Shares usw. und es ist total mühsam diese aufzubauen. Sparen Sie sich die Mühe! Kaufen Sie diese bei uns!“

Dies zu beurteilen ist nicht Aufgabe dieses Artikels. Es geht nur darum, aufzuzeigen, was es gibt. Und wie gesagt: Es gibt alles zu kaufen und man muss nicht lange suchen. Hier haben wir eine kleine Liste an Dienstleistern zusammengestellt, um einfach einen Überblick zu geben über die Fülle, die auf dem Markt zu finden ist. Es soll keine Würdigung oder Bewertung der Anbieter sein:

  1. Folleo
  2. Socialmediadaily
  3. Likeservice24
  4. Galaxymarketing
  5. Buycheapestfollowers
  6. Followerskaufen
  7. Follower24
  8. Bewertungsfabrik
  9. Necmai
  10. Likergeiz
  11. Socialmediamarket
  12. Socialfanclick
  13. Fans-follower-kaufen
  14. Webtrafficgeeks u.v.m.

2. Auswahl beim Kauf von Followern, Fans, Likes, Kommentaren, Bewertungen etc.

Prinzip

Bei LinkedIn heißen Empfehlungen „Shares“, bei Twitter sind es Retweets. Bei Facebook wird die Gefolgschaft einer Seite „Fans“ genannt, wo Benennungen zu eliminieren und die Vielfalt auf drei tragende Säulen reduzieren:

  • Community: Hiermit gemeint sind die Menschen, die einen Anbieter dauerhaft umgeben, d. h. Follower, Kontakte, Fans usw.
  • Activity: Hiermit ist gemeint, ob die Community einen Beitrag, gut findet und in irgendeiner Weise weiterverarbeitet (z. B. Like, Share, Retweet)
  • Rating: Hiermit sind explizite Bewertungen einer Seite oder eines Anbieters gemeint (z. B. die „Sterne“, Rezensionen, Kaufberichte usw.)

Die unterschiedlichen Qualitätsstufen

Je besser die Fiktion / „Fälschung“, desto mehr Geld muss man ausgeben. Beispiel: Kauft ein konservativer Anbieter von Fertigungsanlagen mit dem Sitz in Deutschland für sein LinkedIn Profil Follower von vorwiegend jungen Leuten, die alle in Indien sitzen, ist dies günstiger als der Erwerb von Followern mittleren Alters, die in Europa sitzen.

Stufen der Enttarnbarkeit

Reziprok zu der gekauften Qualitätsstufe verhält es sich mit der Enttarnbarkeit. Der Zusammenhang ist vergleichbar mit Fälschungen von Markenartikeln, die man in Touristenorten auf der Straße angeboten bekommt. Ist die Fälschung schlecht, ist dies meistens extrem billig. Aber man erkennt die Fälschung schon auf den ersten Blick. So schaffen es manche gefälschten Modelle berühmter Uhrenmarken wie Rolex, Cartier oder A&P nicht einmal, den großen Zeiger und den kleinen Zeiger deckungsgleich auf „12 Uhr“ zu justieren.

Diese Fälschung erkennt man auch als Laie auf Anhieb. Jedoch sind die guten Fälschungen schon schwerer zu enttarnen: Beispielsweise am Detail des Ziffernblatt oder man erkennt als Rolex-Experte, dass es gewisse Modelle in gewissen Farben von Rolex gar nicht gibt. Es ist also Expertise gefragt. Diese Fakes sind meist wesentlich teurer. Diese Stufen der Enttarnbarkeit lassen sich beobachten:

  1. Auf den ersten Blick – für jedermann sichtbar
  2. Auf den zweiten Blick ersichtlich (man muss mit Menschenverstand ein bisschen „kombinieren“)
  3. Mit Hilfe von Tools enttarnbar, z. B. Social Audit Pro, Socialbakers, Socialblade, IG Audit
  4. Mit Profi-Agenten enttarnbar

Die letzte Stufe ist klar: Mit Menschen, die man mit der Aufgabe betraut, kommt man weit. Hierfür muss man aber eine besondere Motivation aufbringen, den Fake des anderen zu enttarnen. Der Sprung zum Privatdetektiv ist nicht mehr weit…

3. Beispiele für den Kauf von Followern, Fans, Likes, Kommentaren, Bewertungen

Im Folgenden eine ausgewählte Gruppe an Plattformen, bei denen man käuflich „nachhelfen“ kann – stellvertretend für ein Universum unendlich vieler Möglichkeiten. Die oben herausgearbeiteten Säulen an zu kaufenden Möglichkeiten, die unterschiedlichen Qualitätsstufen und die Stufen der Enttarnbarkeit finden sich hier im Kontext der jeweiligen Plattform wieder:

Instagram

Außer der üblichen Fakes kann man für Instagram auch Accounts, Video Views, Likes und Comments für IGTV (die Videoanwendung von Instagram) sowie Story-Aufrufe kaufen. Die leichter zu entdeckenden Fake-Accounts lassen sich anhand einer eigenständigen Analyse enttarnen und sind oft Accounts mit seltsamen Bildern oder aus Ländern, in denen der Account selbst nicht aktiv ist, z. B. ein deutscher Account mit vielen Followern aus Brasilien, Indien etc. Sind auf dem noch so aktiven Account unpassende Kommentare, nicht dazu passende Likes von Fotos etc., also einfach seltsame Aktivitäten, dann ist das mit größter Wahrscheinlichkeit ein Fake. u.a., die eine Kurve der Entwicklung des verdächtigen Instagram-Accounts geben, woran man erkennen kann, ob dieser Fake-Follower gekauft hat.

Twitter

Bei Twitter sieht es ähnlich aus – Follower, Likes und Kommentare kann man ebenso käuflich erwerben wie Specials (z. B. Retweets).  Bei Twitter läuft es bezüglich der Erkennbarkeit des Fakes genauso wie beim vorangegangenen Beispiel. Hier sind Fakes auch aufgrund der Seltsamkeit der Profile sehr leicht entdeckbar.

Facebook

Facebook gehört auch zu der Gruppe der sozialen Medien, wo man ziemlich alles kaufen kann – Fake-Follower, Likes und Kommentare. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe an Specials, die man sich für Facebook online besorgen kann, wie z. B. Shares, Reactions, sowohl der Fanpage, als auch der Posts und Fotos, Video Views, Abonnenten, Reviews, Live Zuschauer, Einladungen und Anmeldungen zu Events bzw. Eventinteressenten sowie Website Likes und Shares. Auch bei diesem Medium funktioniert es nach dem gleichen Prinzip. Hier sind Fakes je nach Qualität der Follower ziemlich einfach auf den ersten Blick zu enttarnen.

LinkedIn

LinkedIn hat als Business-Plattform ein besonderes Interesse, „seriös“ zu bleiben. Jedoch gelingt dies in Sachen Schutz vor Fakes nicht. LinkedIn bleibt vom Trend des Fake-Kaufs nicht verschont. Es können Follower, Likes und Kommentare jeglicher Qualitätsstufen gekauft werden, aber auch Connections, Shares und Gruppenmitglieder. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Beispielen können bei LinkedIn hingegen Fake-Follower und Kontakte nicht erkannt bzw. nachgewiesen werden. Das liegt aber nur daran, dass erst gar nicht gesehen werden kann, wer diese sind. Man sieht das als Administrator der eigenen Seite nicht.

Bei den Kommentaren wird es schon etwas einfacher, denn sie sind sichtbar, doch meist bleiben Anbieter auch bei diesen eher professionell, d. h. es werden gute und nicht offensichtlich Fake Profile geliefert. LinkedIn versucht ständig die Fake-Profile zu bekämpfen – allein im ersten Halbjahr vom 2019 wurden 21,6 Mio. gefälschte Accounts entfernt[1]. Im Großen und Ganzen ist die Enttarnung bei LinkedIn also wieder von der Qualität der Follower abhängig; Enttarnung-Tools sind nicht bekannt.

XING

XING ist wohl bisher die große Ausnahme, denn für dieses Business-Social-Media kann man keine Fakes kaufen.

YouTube

Bei YouTube ist es möglich Kommentare, Shares und Video Likes zu kaufen sowie Abonnenten (Subscribers) und Views. Das ist aber noch lange nicht alles. Auch YouTube Favorites, Fake Likes auf die Kommentare, Fake Video- und Kommentare- Dislikes und Fake Video Aufrufe können für YouTube gekauft werden. Abonnenten (Subscribers) von fremden Kanälen konnten früher gesehen werden, doch jetzt wurde das geändert und ist nicht mehr möglich. Deshalb können gekaufte Abonnenten auch nicht entdeckt werden.

Genau das gleiche Prinzip gilt für die Views, Shares und Likes bzw. Dislikes der Videos. Die Leute, die das Video angeschaut, geshared oder geliked bzw. disliked haben, sieht man nicht. Daher können diese nicht enttarnt werden. Das Einzige was für dieses Medium enttarnbar ist, sind die Kommentare und hierbei funktioniert es dann genau gleich, wie z. B. bei Instagram und Facebook.

Pinterest – Was kann man kaufen?

Auch für dieses soziale Netzwerk können Follower gekauft werden. Seitdem Pinterest den Like-Button entfernt hat, können jedoch keine Likes mehr gekauft werden. Zusätzlich gibt es noch die Option Repins zu kaufen. Fake Follower können entdeckt werden und hierbei gilt es das Gleiche zu beachten, wie bei Instagram, Facebook und Twitter. Bei Repins kommt es darauf an, wer repinnt, d. h. also, es gilt wieder das Gleiche zu beachten, wie bei einem Fake Follower. Bei Pinterest kommt es also wieder größtenteils auf die Qualität der Fake Follower an, wie schwer es ist, diese zu enttarnen. Die Enttarnung erfolgt durch eigenständige Analyse.

Google (Maps / My Business)

Abseits der sozialen Medien besteht ebenfalls freie Auswahl, sich käuflich zu betätigen. Durch die Einführung von Google Maps, wurde es Internetnutzern auch bei Google möglich, Bewertungen abzugeben sowie Rezensionen zu verschiedenen Orten zu schreiben, z. B. für Google My Business. Heute gibt es auch die Möglichkeit auch Fake-Bewertungen und Rezensionen zu kaufen.  Da es dafür kein spezielles Tool zur Enttarnung von Google-Fakes gibt, besteht nur die Möglichkeit, die Accounts eigenständig zu analysieren. Da bei Google die Accounts, die die Bewertung bzw. Rezension abgegeben haben sichtbar sind, ist es wieder zu beachten, wie die Accounts aussehen, d. h. es kommt wieder auf die Qualität der Bewerter ab.

AppStores

Ein beliebtes Marktsegment für die Anbieter von Fakes sind auch AppStores.

Auch die AppStores von Android und Apple gehören dazu, denn selbst für diese ist es möglich Kommentare und Bewertungen zu kaufen. Doch was noch interessanter ist, ist die Möglichkeit des Kaufes von Fake Downloads. Obwohl die Bewertungen und die Rezensionen sichtbar sind, sind jedoch die Accounts nicht immer mit Profilinfo (z. B. Foto vom Account-Inhaber) ergänzt, was die Enttarnung der Fakes schwieriger macht. Natürlich gilt es wieder auf das gleiche zu achten, wie bei den Social Media – z. B. die Seltsamkeit des Kommentares. Trotzdem stufen wir AppStores als mittelschwierig zu enttarnen ein.

Amazon

Gefälschte Bewertungen bei Shopgiganten wie Amazon (ebenso wie eBay usw.) sind schon seit Jahren in der Presse. Bei Amazon können Fake Bewertungen und Fake Kommentare gekauft werden. Bei Seiten wie Amazon ist es nicht so leicht Fake-Kundenbewertungen zu entziffern, wie beispielsweise Follower bei Instagram. Hier gibt es mehrere Faktoren, auf welche man achten kann und sollte, vor allem geht es dabei aber um detailliertere Analysen. Gefälschte Bewertungen sind beispielsweise häufig zu lang.

Darüber hinaus sollte auf die Anzahl der Rezensionen eines bestimmten Produktes geachtet werden. Misstrauisch sollte der Nutzer etwa sein, wenn ein Produkt auffällig viele Bewertungen hat, obwohl es etwa erst seit sehr kurzer Zeit erhältlich ist. Wenn ein Produkt ausschließlich mit etwa fünf Sternen bewertet wurde, könnte dies auch auf Fake-Bewertungen hinweisen. Auf jeden Fall sollten nicht nur die ersten, sondern viele Kommentare gelesen werden und unbedingt auf den Zusatz „Verifizierter Kauf“ geachtet werden, um die Fakes herauszufiltern. Allerdings können inzwischen auch schon verifizierte Bewertungen Fakes sein, was den Schwierigkeitsgrad deutlich erhöht.

Jameda

Und wenn alle vorangegangenen Beispiele nicht genug sind, kommt auch noch die nächste Überraschung dazu. Ein Arztbesuch ist etwas sehr persönliches und Menschen vertrauen nach wie vor Empfehlungen. Hier haben sie leider Pech, wenn sie auf Portale wie Jameda gehen. Heute kann man sogar gefälschte Arztbewertungen und Rezensionen bei dem Ärzteportal Jameda kaufen. Da auch hier die Bewertungen und Rezensionen sichtbar sind, ist es wieder ratsam, auf die Qualität der Fake-Kommentator zu achten. Tools zur Enttarnung sind nicht bekannt, also sollte man eigenständig analysieren.

(Unternehmens) Websites

Schon seit Jahren ist es verpönt und trotzdem gängige Praxis vieler SEO-Profis, Backlinks käuflich zu erwerben oder zu mieten, um die Rankings auf gewünschte Keywords positiv zu beeinflussen. Eine recht indirekte Möglichkeit, die Situation zu manipulieren. Es geht aber auch viel direkter: Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit organischen Traffic direkt zu kaufen. Die Enttarnbarkeit von außen ist nicht ganz einfach, denn die Tools mit denen man Traffic und Analytics „von außen“ beurteilen kann, behelfen sich mit KI und statistischen Hochrechnungen. Diese liegen schnell daneben und können diese Art von Fake schwer erkennen.

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