LinkedIn-SEO: Möglichkeiten und Grenzen
Haben Sie schon einmal von „LinkedIn-SEO“ gehört? Wenn nicht, sind Sie nicht allein – denn obwohl täglich Millionen Menschen LinkedIn nutzen, bleibt ein entscheidender Aspekt oft unbeachtet: Wie wird man dort eigentlich “gefunden“? Also, wir sprechen nicht von „Sichtbarkeit“ im Sinne von LinkedIn, sondern von dem Anwendungsfall, dass jemand in LinkedIn nach Content oder eben Experten sucht, analog wie man es in Google machen würde.
Es gibt eine kleine, verschworene Gemeinde, die versucht herauszufinden, wie man sich auf LinkedIn präsentieren muss, damit man bei derartigen Suchanfrangen dann auch „gefunden“ wird. Ebenso, wie man sich im Google Universum mit SEO beschäftigt (SEO = „Search Engine Optimization“) hat sich auf LinkedIn der Begriff „LinkedIn-SEO“ schnell eingebürgert, da der Begriff „SEO“ jedem geläufig ist. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Wir möchten diesen Bereich näher beleuchten und analysieren, welches Potential in LinkedIn-SEO wirklich steckt und wie dessen Zukunft aussieht.
1. Aktuelle Zahlen zu LinkedIn
Mit über 1,15 Milliarden registrierten Mitgliedern und rund 310 Millionen monatlich aktiven Nutzern hat sich LinkedIn als weltweit führende Plattform für berufliche Netzwerke etabliert. Jede Woche suchen etwa 65 Millionen Menschen über LinkedIn nach neuen Jobmöglichkeiten. Auch wenn Plattformen wie Instagram (2 Milliarden monatlich aktive Nutzer) oder TikTok (1,58 Milliarden monatlich aktive Nutzer) eine größere Reichweite im Massenmarkt haben, bleibt LinkedIn der zentrale Ort für Karriereentwicklung, Fachpositionierung und B2B-Marketing.
Mehr über die aktuellen Entwicklungen von LinkedIn hin zu einer sozialen Plattform können Sie in unserem Artikel „LinkedIn in der Kritik: Wo sind die geschäftlichen Inhalte geblieben?“ erfahren.
2. Das LinkedIn Universum
LinkedIn ist nicht linear, sondern modular aufgebaut. Hier gibt es mehrere Ebenen, die gleichzeitig bespielt werden müssen. Das Zusammenspiel von Profilqualität, Inhalten, Netzwerkpflege und ggf. bezahlten Kampagnen entscheidet über Sichtbarkeit und Erfolg auf der Plattform.
Werfen wir einen genaueren Blick auf das LinkedIn-Universum und schauen uns die einzelnen Bereiche sowie die dazugehörigen Tools einmal genauer an:

Der Bereich Social Selling unterstützt Vertriebsteams dabei, Beziehungen zu potenziellen Kunden digital aufzubauen und zu pflegen. Hierfür hat LinkedIn den Sales Navigator entwickelt mit dessen Hilfe gezielt Leads identifiziert, verfolgt und angesprochen werden können.
Social Recruiting ermöglicht es Unternehmen, Fachkräfte dort anzusprechen, wo sie bereits aktiv sind. Mit dem Tool LinkedIn Recruiter können passende Kandidaten direkt kontaktiert, Talent-Pools aufgebaut und Bewerbungsprozesse effizient gestaltet werden.
Organisches Marketing auf LinkedIn dient dem Aufbau von Markenbekanntheit, fachlicher Positionierung und Community-Engagement – besonders im B2B-Umfeld. Der Creator Mode unterstützt Einzelpersonen dabei sich als Thought Leader zu etablieren. Entscheidend für den Erfolg ist ein konsistenter, relevanter Content-Mix in Verbindung mit aktiver Interaktion.
LinkedIn Ads ermöglicht es gezielte B2B-Kampagnen mit klarer Ansprache nach Jobtitel, Branche oder Unternehmensgröße auszuspielen. Die Steuerung erfolgt dann über den Campaign Manager, der alle wichtigen Funktionen zur Planung und Auswertung bündelt.
LinkedIn hat sich vom digitalen Lebenslauf zu einer modularen Business-Plattform entwickelt, weil es früh auf eine klare B2B-Strategie setzte. Durch gezielte Übernahmen wie Lynda.com und SlideShare integrierte LinkedIn neue Funktionen für Bildung und Content.
Ein weiterer entscheidender Faktor war die konsequente Monetarisierung entlang der B2B-Wertschöpfungskette. Statt wie andere Netzwerke auf Massenreichweite und Anzeigenklicks zu setzen, richtet LinkedIn seine Angebote an die Zahlungsbereitschaft professioneller Nutzer: HR-Teams bekamen Tools für Active Sourcing, Vertriebsteams den Sales Navigator, Marketingabteilungen Zugriff auf LinkedIn Ads. Und im Laufe der Zeit bildeten sich auch entsprechende „Buzzwords“ wie z.B. „Social Selling“ oder auch „Social Recruiting“, die nun in aller Munde sind.
Nahtlos in diese Entwicklung fügt sich LinkedIn SEO ein – denn es ist Ausdruck genau dieser Modularität und Professionalisierung der Plattform. Wer heute auf LinkedIn erfolgreich sein will – ob als Person, Unternehmen oder Marke – muss gezielt auffindbar sein. Genau hier setzt LinkedIn SEO an.
3. Was ist LinkedIn SEO?
LinkedIn ist kein neutraler Suchindex wie Google, sondern ein soziales Netzwerk mit Suchfunktion – das Sichtbarkeit auf Basis von Relevanz, Beziehungen und Aktivität erzeugt. Wer regelmäßig Inhalte teilt, kommentiert, sich vernetzt und Expertise sichtbar macht, wird vom Algorithmus bevorzugt.
Dabei spielt das eigene Netzwerk eine zentrale Rolle: Was du siehst – und wer dich sieht – hängt stark davon ab, mit wem du verbunden bist und wie aktiv du dich einbringst. Sichtbarkeit entsteht nicht nur durch Keywords, sondern durch Präsenz im richtigen Kontext. LinkedIn belohnt nicht nur Information, sondern Interaktion.
Wenn man zum Beispiel auf LinkedIn nach einem Steuerberater für internationales Steuerrecht in München sucht, funktioniert die Suche anders als auf Google.
Auf Google erhält man eine Liste von Kanzleien, Websites und Verzeichnissen, die technisch für die Suchbegriffe optimiert wurden (z. B. durch SEO, Standortdaten, Keywords, Backlinks etc.).
Auf LinkedIn werden dagegen Profile von Personen angezeigt, die inhaltlich und netzwerkbasiert zu der Suchanfrage passen – also z. B.:
- Steuerberater, die den Begriff „Internationales Steuerrecht“ im Profiltext, der Headline oder im Info-Bereich verwenden.
- Personen, die in München arbeiten oder diesen Standort in ihrem Profil eingetragen haben.
- Kontakte, mit denen man bereits direkt oder indirekt vernetzt ist – denn LinkedIn zeigt bevorzugt 1st- oder 2nd-Degree-Verbindungen.
- Menschen, die aktiv zu diesem Thema posten, kommentieren oder Gruppen zu internationalen Steuerthemen folgen.
Wichtig: Selbst, wenn jemand fachlich gut passt, taucht er in deiner Suche nur dann auf, wenn sein Profil korrekt optimiert ist (Keyword, Standort, Tätigkeit) und wenn es eine gewisse Nähe gibt (z. B. gemeinsame Kontakte oder Themeninteressen).
Auf LinkedIn findet man also nicht die bestplatzierte Kanzlei – sondern die am besten sichtbare Person, die ihre Expertise aktiv präsentiert, gut vernetzt ist und die richtigen Begriffe im Profil verwendet. Wer hier gefunden werden will, muss also nicht nur qualifiziert sein, sondern auch sichtbar.
4. Wie kann man LinkedIn SEO betreiben
LinkedIn SEO zu betreiben bedeutet, das Profil, die Inhalte und Aktivitäten so auszurichten, dass man innerhalb der LinkedIn-Suche gezielt gefunden wird – von potenziellen Kunden, Arbeitgebern, Partnern oder Interessierten aus deinem Fachgebiet. Es geht also darum, sichtbar, relevant und auffindbar zu sein – nicht durch Technik, sondern durch gezielte Positionierung.
Das Herzstück des LinkedIn-Auftritts ist das Profil. Daher muss dieses mit den passenden und relevanten Keywords gezielt optimiert werden. Da LinkedIn in der Suche Kontakte ersten oder zweiten Grades bevorzugt, gilt es sich gezielt mit Personen aus der Branche, Region oder Zielgruppe zu vernetzen. Verfasst man regelmäßig fachliche Beiträge oder kommentiert diese, so erkennt dies der LinkedIn-Algorithmus und belohnt dies mit mehr Sichtbarkeit bei relevanten Suchanfragen. Ein weiterer Punkt ist der sinnvolle Umgang mit Hashtags. Diese helfen, Inhalte thematisch zuzuordnen. Diese sind jedoch kein Ersatz für echtes Engagement: Sie unterstützen, aber tragen nicht allein.
5. Wie hoch ist die Bedeutung von LinkedIn SEO?
(1) Ursprung: LinkedIn als Adressbuch für geschäftliche Kontakte:
Als nächstes möchten wir uns genauer anschauen, welche Bedeutung LinkedIn SEO hat. Um zu verstehen, warum LinkedIn so genutzt wird, wie es genutzt wird, muss man näher analysieren, „woher“ es kommt. Hier sollte jeder einmal selbst reflektieren, wie er LinkedIn nutzt. Die meisten werden zu dem Schluss kommen, dass Sie in LinkedIn nicht gezielt nach Themen oder Inhalten suchen, wie sie es in klassischen Suchmaschinen machen. Selbst in „verkappten“ Suchmaschinen wie z. B. YouTube oder TikTok wird sehr viel nach Inhalten gesucht. Dies zeigt die „Seele“ von LinkedIn: Es war nie eine Content-Plattform, sondern ein Adressbuch für geschäftliche Kontakte. Nicht von ungefähr kommt daher das jahrzehntelange Kopf an Kopf Rennen mit XING, die eine ähnliche Ausrichtung verfolgten. Viele haben XING am Ende jedoch nur noch als „Geburtstagsliste“ genutzt. Unabhängig davon, dass LinkedIn mit viel Einsatz versucht, die Bedeutung als Content-Plattform zu forcieren, bleibt das „Gen“ als Adressbuch nach wie vor spürbar.
(2) Aktuell überwiegt immer noch die passive Nutzung
Die Relevanz von LinkedIn-SEO variiert deutlich je nach Zielgruppe und beruflichem Kontext. So spielt beispielsweise für Headhunter, Keynote-Speaker und auch Selbständige eine optimierte LinkedIn-Präsenz eine entscheidende Rolle. Da diese Gruppen stark auf Sichtbarkeit angewiesen sind, um von potenziellen Kunden, Auftraggebern oder Partnern gefunden zu werden. Für festangestellte Mitarbeitende ohne Wechselabsicht, die LinkedIn primär zum Netzwerken oder für interne Impulse nutzen, hat die Optimierung ihres Profils für SEO-Zwecke meist eine geringe Priorität. Diese Personen nutzen LinkedIn meist passiv: Sie scrollen durch den Feed und klicken auf Sachen, die ihnen angezeigt werden. Die aktive Suche wie „Ich suche jetzt einen Berater / einen Job / einen Experten“ ist dagegen viel seltener vorzufinden als z.B. bei Google. Eine Ausnahme sind hier die bereits erwähnten Gruppen wie Recruiter, Einkäufer und Business-Entscheider, die die Plattform z.B. für die Suche nach potenziellen Fachkräften nutzen, um diese direkt zu kontaktieren.
6. Die Zukunft von LinkedIn SEO
Seit KI-gestützte Assistenten wie ChatGPT, Copilot, Perplexity oder Claude den Markt erobern, hat sich das klassische Suchverhalten im Internet nachhaltig verändert – und auch den Platzhirsch Google stark unter Druck gesetzt. Insofern dominiert diese Disruption auch die Einschätzung, welche Bedeutung LinkedIn-SEO haben kann.
Spannend (und aktuell offen) in diesem Zusammenhang sind 3 Fragen:
(1) Wie werden sich die User bei der Suche verhalten?
Hier zeichnet sich jetzt schon ab, dass viele Suchen in den sogenannten „W-Fragen“ – Bereich in Richtung KI abwandern. Beispiel: „Was ist Digitalisierung“? Aber der Grad und die Geschwindigkeit der Abwanderung ist aktuell noch schwer abzuschätzen.
(2) Woher beziehen die KI-Anwendungen ihre Informationen?
Aktuell ist es evident, dass es eine starke Korrelation zwischen „klassischer“ Sichtbarkeit, wie z. B. in Google, oder eben auch in LinkedIn, gibt. Wird man in ChatGPT beispielsweise nach einem „“Steuerberater für internationales Steuerrecht in München“ suchen, so greift dieses auf öffentlich zugängliche Profile, Artikel und Aktivitäten zurück – oft auch von LinkedIn. Der Suchkanal heißt dann somit KI, die Quelle bleibt jedoch LinkedIn.
(3) Wie werden sich die Tech-Giganten zueinander verhalten?
Schließlich ist die am meisten unterschätzte, aber wichtigste Kraft die Macht der Ökosysteme. Welche Anwendungen gehören zu welchem Tech-Giganten und wie werden sich die Ökosysteme dieser zueinander verhalten. Aktuell steuert vieles auf Interessenskonflikte zu, denn so forciert Google beispielsweise eine eigene KI namens Gemini. Der Marktführer und Star unter den KI-Anwendungen ist aktuell ChatGPT. Diese gehört zum Microsoft Universum, der eine eigene Suchmaschine favorisiert: Bing. Spannend ist, dass LinkedIn ebenfalls zum Microsoft Universum gehört.
Fazit
Aktuell ist es eine sehr spannende Zeit – auch für LinkedIn-SEO: Dies hängt mit der Disruption zusammen, die KI-Anwendungen auf die Suchanfragen im Web allgemein ausüben. Bewertet man die Rolle von LinkedIn-SEO in diesem Zusammenhang, dann kann es eine hohe Bedeutung erlangen. Der Grund ist schlichtweg der, dass es mit der Zugehörigkeit zum Microsoft-Ökosystem, wo auch der Star der KI dazugehört „auf der richtigen Seite“ steht. Das könnte einen wirklichen Boost für das Thema LinkedIn-SEO bedeuten. Ohne diesem aktuellen Momentum der KI-Disruption hätten wir – trotz vieler Änderungen des LinkedIn-Algorithmus – dem Thema LinkedIn-SEO eher eine Randbedeutung zugemessen.
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