King Content is sad

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King Content is not amused: Lesen Sie in diesem Beitrag, auf welche Phrasen sich – eine ordentliche Portion Ironie und Überzeichnung sei gestattet – die Weisheit der gesamten Content-Produktion unserer Zeit reduzieren lässt.
Lesezeit: 3 min

Die Content-Schlacht spitzt sich weiter zu. Nachdem zunächst kleine, entschlossene und talentierte Einheiten (Blogger, Digital Evangelists usw.) Terrain im Kampf um die Aufmerksamkeit des Users erobern konnten, haben sich die großen Truppen ebenfalls schon längst in Stellung gebracht. Seit einigen Jahren tobt nun eine erbitterte Schlacht, in die sich Unternehmen aller Größenordnungen  und aus mittlerweile allen Branchen täglich stürzen. Es wird gefeuert, dass die digitalen Kanonenrohre glühen, um mit attraktivem Content User anzuziehen.

Wen wundert es noch, wenn man hört, dass in den letzten fünf Jahren so viele Informationen auf unserem Planeten gespeichert wurden wie seit Menschengedenken nicht? Schließlich erlebt man dies täglich auch im Businessumfeld. Mittlerweile muss ein Thema nur am Horizont aufblitzen, schon liegen in kürzester Zeit aufwendige und teils erstaunlich fundierte Abhandlungen auf dem Tisch. Eigentlich eine tolle Sache, selbst komplexe Sachverhalte lassen sich nun effizient erschließen. Doch wie weit kommt man wirklich? Hier ergibt sich ein divergenter Eindruck: Während die analytische Qualität der Veröffentlichungen auf beachtlichem Niveau ist, herrscht auf der deduktiven Seite Langeweile. Die als „10 Tipps für …“ oder „5 Take aways …“ oder wie auch immer betitelten wertvollen Beiträge entpuppen sich meist als Trivialitäten höchsten Grades – interessanterweise auch im B2B-Bereich, obwohl die Content-Sender hier Buying Center, professionelle Bedarfsträger usw. ansprechen wollen.

„Content is king“ ist eines der ersten Mantras gewesen, die mit dem Siegeszug des Web 2.0 Mitte der 2000er-Jahre auftauchten. Die Maxime gilt bis heute. Ob das allerdings im Sinne von „King Content“ ist, was da passiert? Wohl nicht, wenn man bedenkt, wie stark sich die vielen, vielen Beiträge auf wenige Leitsätze reduzieren lassen, die teilweise wenig zur Sache beitragen. Hier eine Zusammenfassung der Erleuchtung in einem Satz, in drei Sätzen und in zehn Sätzen bzw. Thesen.

Die Weisheit des gesamten Marketing-Contents in einem Satz

„Sie benötigen einen Experten!“
(Anm. d. Redaktion: „Experte“ = Content-Verfasser)
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Die Weisheit des gesamten Marketing-Contents in 3 Sätzen

„(1) Die Herausforderungen sind enorm, kompliziert und befinden sich in atemberaubendem Wandel.
(2) Den meisten Unternehmen fehlt es aber an der richtigen Strategie, wahrscheinlich auch Ihnen, lieber Leser!
(3) So eine Strategie erarbeiten Sie am besten mit einem Experten!“
(Anm. d. Redaktion: „Experte“ = Content-Verfasser)
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Die Weisheit des gesamten Marketing-Contents in 10 Sätzen

„(1) Definieren Sie Ihre Ziele klar!
(2) Arbeiten Sie konsequent daran, die Ziele zu erreichen; Halbherzigkeiten führen nicht zum Erfolg!
(3) Spannen Sie zwischendurch mal aus, denn die Work-Life-Balance muss ja stimmen!
(4) Glauben Sie nicht, dass das digitale Marketing ein Allheilmittel ist – das ist es sicher nicht!
(5) Denken Sie vernetzt und nicht in Einzelmaßnahmen!
(6) Seien Sie kreativ!
(7) Beziehen Sie Ihr Team mit ein!
(8) Sie benötigen eine Strategie!
(9) Messen Sie Ihre Ergebnisse anhand klar formulierter KPIs!
(10) Am besten, Sie engagieren einen Experten, der (1) bis (9) mit Ihnen durchführt!“
(Anm. d. Redaktion: „Experte“ = Content-Verfasser)

Der guten Form halber auch hier: 5 Anregungen…

…was Sie mit diesem Beitrag anfangen können

(1) Nicht ganz so ernst nehmen.
(2) Sie können sich fragen, ob Sie nicht zu viel Zeit mit Beiträgen verbringen, die ohnehin am Ende auf das Gleiche hinauslaufen. Wenn ja, sollten Sie andere Beiträge suchen oder an Ihrer Work-Life-Balance arbeiten, indem Sie etwas Schönes in Ihrer Freizeit unternehmen.
(3) Wenn Sie aber keine Lust auf Work-Life-Balance und Freizeit haben und stattdessen Content durchforsten, dann können Sie gleich in den Beiträgen nach unten scrollen und sehen, ob Sie auch dort die hier dargestellte Art von „Tipps“ erwartet. Dann können Sie immer noch entscheiden, ob Sie die vielen hinleitenden Seiten dazu lesen wollen.
(4) Sie können die hier vorgestellte Zehn-Thesen-Variante für Ihren eigenen Content selbst verwenden! Vielleicht in etwas abgeschwächter Form, aber auch in der Reinform ist man nahe an dem dran, was man bei einem großen Teil des Contents als Resümee erhält. Das Gute daran ist: Die Empfänger sind bereits daran gewöhnt, deshalb wird es wenig Protest geben. Ein ganz heißer Tipp: Sie können die Wirkung auch in Webinaren oder Tagungen testen. Es funktioniert! Ich war selbst oft genug Opfer.

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