Flagge zeigen für den Arbeitgeber – für Mitarbeiter eine lohnende Sache

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© gilitukha / AdobeStock

Gerne bemängeln Mitarbeiter den digitalen Auftritt des Unternehmens, dem sie angehören. „Unser Web-Auftritt wirkt zu steril“. „Wir sind nicht auf Insta“. „Wir hätten gerne mehr Videos“. Aber kaum geht es darum, selbst mitzumachen, wird häufig gemauert. Es wird weder „geliked“, „geshared“ – noch weniger. Die Botschaften des eigenen Unternehmens werden nicht einmal zur Kenntnis genommen. Nach dem Motto: Das geht mich nichts an, das soll doch „das Marketing“ machen.

In vielen Branchen ist das trotz Social Guidelines ein häufiges Problem in der Praxis. Dabei sind es die Mitarbeiter, die gerade kleinere Unternehmen hier in ungeahnte Sphären bringen können. Das ist schade. Denn Mitmachen lohnt sich. Nicht nur für das Unternehmen, sondern in mindestens gleichem Maße für die Mitarbeiter selbst. Hier erfahren Sie drei gute Gründe, weshalb Mitarbeiter bei der digitalen Markenbildung von Unternehmen aktiv mitwirken sollten.

1. „Social Media? Ja, unbedingt! Aber das soll bitte ´das Marketing´ machen…“

Während unserer langjährigen Beratungstätigkeit haben wir schon viel Widersprüchliches in diese Richtung erlebt. Hier nur zwei kleine Beispiele:

Beispiel Web-Relaunch: 

Bei einem Web-Relaunch war keiner der Mitarbeiter eines Kunden dafür bereit, sich vor die Kamera zu stellen, um die Team-Seite / Karriere-Seite authentisch erscheinen zu lassen. Geschweige denn war jemand dazu bereit, ein Statement („Hier arbeite ich gerne, weil…“) abzugeben, was z. B. sich gut auf einer Karriereseite macht. Man hört Einwände wie: „Nein, das will ich einfach nicht!“ oder „Wer weiß, wo ich morgen bin“. Oder: „Ich bin einfach nicht fotogen“. Als dann die neue Website gezwungenermaßen mit Stock-Bildern live ging, fanden die Mitarbeiter die Website großartig, aber mit einem Wehmutstropfen: Auf der Team- oder Karriereseite sind ja nur Stockbilder…

Die besten Geschichten liefert hier Social Media:

Manch Mitarbeiter oder gar Bewerber im Bewerbungsgespräch bemängelt eine fehlende Präsenz bzw. geringe Aktivität des (potenziellen) Arbeitgebers auf manchen Plattformen, i. d. R. dort wo sich diese Menschen selbst gerne aufhalten, z. B. Facebook, YouTube, Insta oder nun auch TikTok.

Wagt das Unternehmen dann, hier Auftritte zu starten, dann kommt schnell die Ernüchterung,  da es gerade diese Plattformen sind, die vor allem von den Stories „von innen heraus“ leben, beispielsweise von Bildern aus dem Arbeitsalltag oder Team-Interaktionen usw. Machen diese Mitarbeiter nicht mit, dann fehlt hier die wichtigste Säule, die eine regelmäßige Contentproduktion ermöglichen kann. In der Praxis müssen dann die Social-Media-Verantwortlichen feststellen, dass die Erwartung, dass von den Mitarbeitern Eigeninitiative in Richtung Social Media-Content entfaltet wird, zu hoch gesteckt waren.

Die Praxis ist häufig weitaus mehr ernüchternd. Als Social Media-Verantwortlicher stellt man oft fest, dass Mitarbeiter die Nachrichten des eigenen Unternehmens häufig nicht einmal registrieren – geschweige denn „liken“ oder „sharen“. Wir kennen zahlreiche Beispiele, bei denen die Mitarbeiter selbst den Bitten der Social Media-Verantwortlichen, den einen oder anderen Social Media-Beitrag zu würdigen, nur zu einem Bruchteil und widerwillig nachkommen.

2. Mögliche Gründe für die Passivität der Mitarbeiter bezüglich der Social Media-Unterstützung des eigenen Unternehmens

Da drängt sich schon folgendes Gedankenspiel auf: Wie kann man es als Mitarbeiter wichtig finden, dass ein Arbeitgeber die eine oder andere Social Media-Plattform bespielt, und dann falls die Aktionen doch stattfinden, diese nicht einmal wahrnehmen? Wenn man etwas nicht wahrnimmt, dann ist es doch unwichtig, oder? Wenn ja, dann stellt sich wiederum die Frage: Wie kann man dann der Meinung sein, dass es für das eigene Unternehmen wichtig ist, auf Social Network X oder Plattform Y aktiv zu sein?

Man hat ja durch sein eigenes Verhalten bewiesen, dass es unwichtig sein muss. Aber hier wird es philosophisch, das ist gar nicht nötig. Es gibt sicherlich viele, häufig organisatorische und psychologische Gründe, weshalb die Mitarbeiter dem eigenen Unternehmen auf Social Media die kalte Schulter zeigen:

  • Unsicherheit (was darf man, was nicht, was ist gewünscht, was nicht?)
  • Angst vor Fehlern (also nicht das „ob“ wie bei Punkt 1, sondern das „wie“)
  • Vermeidung von Zusatzarbeit, die nicht bezahlt oder wenigstens gewürdigt wird
  • Das eigene private Netzwerk soll nicht mit Unternehmensnachrichten belästig werden
  • Mangelndes Verständnis für die Bedeutung
  • usw.

3. Mitwirkung beim digitalen Markenaufbau lohnt sich – gerade für die Mitarbeiter!

Es ist eine echte Win-Win-Situation.

Vorteile für das Unternehmen

Marken werden zu Menschen. In der heutigen Zeit werden immer mehr die Menschen hinter den Marken in den Vordergrund gestellt. Ob in der Werbung oder in Social Media als Corporate Influencer: Eine Markenbildung ohne die Mitarbeiter ist in der heutigen Zeit der gläsernen Unternehmen unmöglich. Damit ist nicht nur die für Markenbildung wichtige Leistungsperformance der Mitarbeiter gemeint – es geht weiter: Die Mitarbeiter müssen für das Unternehmen, für das sie tätig sind, einstehen wollen. Sie müssen Flagge zeigen wollen.

Die Vorteile für Unternehmen, deren Belegschaft zugleich gerne auch Markenbotschafter ist, sind immens. Mitarbeiter können durch Ihr Verhalten für den Markenaufbau, Verbreitung, Kundenzufriedenheit und sogar Kundengewinnung sorgen. Umgekehrt können sie jedes Unternehmen „digital auflaufen“ lassen, wenn sie sich völlig passiv oder kontraproduktiv verhalten. Die Aktionen des Unternehmens können verpuffen, wenn es nicht den Support der wichtigsten Community hat: Der Mitarbeiter.

Vorteile für die Mitarbeiter

Menschen werden Marken. In Zeiten von Personal Branding gibt es aber auch für Mitarbeiter eine Reihe von Vorteilen für sie. Zunächst einmal helfen sie mit, dass es dem Unternehmen, bei dem sie beschäftigt sind, gut geht. An sich ein starkes Argument, aber er führt wieder zu dem Win-Win-Gedanken. Wir wollen weitergehen und wollen zeigen, dass es für Mitarbeiter vorteilhaft ist, Markenbotschafter zu sein, auch wenn man eine streng egoistische Sicht der Mitarbeiter zugrunde legt.

Der Hauptgrund: Mittlerweile haben die Unternehmen verstanden, dass sie ohne die Mitarbeiter auf verlorenem Posten beim digitalen Markenaufbau stehen. Deshalb: Ein Engagement auf diesem Bereich ist ein sichtbares Asset, was sich wie folgt auszahlen kann:

  1. Vorteil für Mitarbeitergespräche: Ein sichtbares Engagement z. B. auf Social Media-Kanälen des Arbeitgebers ist so ein wichtiger Wert, dass dies in Mitarbeitergesprächen / Zielvereinbarungen mit dem Management als positiver Aspekt ins Feld geführt werden kann.
  2. Mehr Headhunter-Anfragen: Je mehr / besser man sich für ein Unternehmen engagiert, desto eher taucht man auch als Kandidat für Headhunter oder andere Unternehmen auf. Die steigende Visibilität führt also auch zu mehr Job-Angeboten.
  3. Bessere Bewerbungsgespräche: Bei einem Bewerbungsschreiben / Bewerbungsgespräch sollte dieser Skill aktiv erwähnt werden. Da auch die HR-Abteilungen zusehends mit Digitalisierung und Social Recruiting beschäftigt sind, werden sie das weniger unterschätzen.

Fazit

Auch wenn es ohne das Verständnis auf der Mitarbeiterseite nicht geht – das Management kann schon noch einiges tun, um das Involvement der Mitarbeiter bei der digitalen Markenbildung zu verbessern. Über Social Media-Guidelines hinaus, sollten die Unternehmen die Vorteile eines Engagements klar herausstellen, die sich für beide Seiten ergeben. Dann geht es in der Umsetzung darum, die Belegschaft entsprechend den gemeinsamen Zielen zu schulen.

Hier passieren die meisten Schulungen nach wie vor auf Trivial-Niveau und beschäftigen sich mit neuesten Features / Bedienungsdetails anstatt die Gruppentaktik zu integrieren. Schließlich könnte das Unternehmen auch dazu übergehen, das digitale Engagement für den Arbeitgeber als Teil der Leistungsvereinbarung und Leistungsbeurteilung einfließen zu lassen.

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