Fake Follower: Kauf von Followern, Fans, Likes – ein Update (2024)

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Nano-Influencer, Mega-Influencer oder sogar Celebrity-Influencer? Die Anzahl der Follower ist die Währung auf Social Media und hat gravierenden Einfluss auch für den Erfolg von Unternehmen. Gerade in Zeiten, in denen die Algorithmen der Plattformen ein organisches Wachstum zusehends erschweren, sind Unternehmen verstärkt auf der Suche nach effizienten Wegen, um Follower und Engagement zu gewinnen.

Schon immer gab es einen großen Markt, wo hier Follower, Likes und Shares per Abkürzung gekauft werden konnten. Daher haben wir bereits vor 4 Jahren einen Artikel hierzu verfasst, der sich mit dem Kauf von Followern beschäftigte. Dieser zählt zu unseren beliebtesten Dauerbrennern. Doch in diesem Spannungsfeld hat sich einiges getan. So trägt die KI maßgeblich dazu bei, dass die Bots zwar immer intelligenter werden, doch auch die Portale, die KI nutzen, und so immer mehr Fake Accounts aufdecken. Schauen wir uns die Entwicklungen doch einmal konkreter an:

 

1. Ist der Kauf von Followern legal?

Durch das Aufkommen des Influencer-Marketings und der leichten Manipulation der Follower hat sich auch die juristische Seite mit dem Thema befasst.

Wie sieht die rechtliche Grundlage beim Kauf von Followern für Privatpersonen oder Unternehmen aus.

Rechtliche Grundlage bei Privatpersonen

Es besteht nach § 134 BGB kein gesetzliches Verbot, dass den Kauf und Verkauf von Followern und Likes untersagt. Allerdings untersagen Plattformen in ihren Nutzungsbedingungen den Erwerb gefälschter Follower. Erfolgt ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen der Accounts so können diese auf eine Blacklist gesetzt werden oder Accounts gesperrt werden.

Rechtliche Grundlagen bei Unternehmen und Influencern

Anders sieht es jedoch bei Unternehmen oder Influencern aus: Hier stellt der Kauf von Followern oder Interaktionen eine irreführende Werbung dar, die laut deutschem Recht unzulässig ist. Dies kann als unlautere geschäftliche Handlung gemäß dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) gelten. Ein Beispiel hierfür ist ein Urteil des Landgerichts Stuttgart aus dem Jahr 2014, das ein Unternehmen verurteilte, welches Likes gekauft hatte, um fälschlicherweise eine größere Beliebtheit vorzutäuschen. Solche Praktiken können zu Wettbewerbsvorteilen führen, die als wettbewerbswidrig eingestuft werden. Zudem könnten Influencer, die ihre Followerzahl künstlich erhöhen, sich dem Risiko von Betrugsanklagen und Schadensersatzforderungen aussetzen, wenn dies zu irreführenden Geschäftsbeziehungen führt. Die Täuschung über die eigene Popularität durch Fake-Follower ist nach § 263 StGB strafbar, da sie darauf abzielt, sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen.

2. Was kann alles käuflich manipuliert werden?

Wie bereits vor 4 Jahren können wir drei tragende Säulen identifizieren, auch wenn diese Säulen je nach Plattform unterschiedlich heißen

Grundprinzip:

  • Community: Hiermit gemeint sind die Menschen, die einen Anbieter dauerhaft umgeben, d. h. Follower, Kontakte, Fans usw.
  • Activity: Hiermit ist gemeint, ob die Community einen Beitrag gut findet und in irgendeiner Weise weiterverarbeitet (z. B. Like, Share, Retweet etc.)
  • Rating: Hiermit sind explizite Bewertungen einer Seite oder eines Anbieters gemeint (z. B. die „Sterne“-Bewertungen, Rezensionen, Kaufberichte usw.)

Im Folgenden liegt unser Fokus auf der ersten Säule und hier im Speziellen auf den Followern.

 

3. Fake-Follower bei Instagram – früher und heute

Möglichkeiten und Grenzen beim Followerkauf bei Insta heute

Wie in unserem älteren Artikel geschrieben, war es problemlos möglich für Instagram Follower, Video-Views, Likes, Comments und Story-Aufrufe zu kaufen. Qualitativ gab es hier Unterschiede und so konnten Fake-Accounts mit fremdartigen Bildern aus fernen Ländern sowie unpassende Kommentare leicht als gekaufte Follower enttarnt werden. Aber „intelligent“ eingekaufte Anhänger waren schwer zu enttarnen.

 

Möglichkeiten und Grenzen beim Followerkauf bei Insta heute

Um seine Nutzer zu stärken, kündigte Instagram im Dezember 23 an, neue proaktive Sicherheitstools einzuführen, die die Konteninhaber vor unerwünschten Interaktionen schützen soll. Das Ziel ist die Schaffung einer besseren Transparenz über die Inhalte. So wurde die Erkennung von Spam in vielen Bereichen wie Kommentaren, Tags, Story-Ansichten und auch Fake-Followern verbessert. Zusätzlich können Spam- und Bot-Followern gesammelt und gelöscht werden. Eine weitere Maßnahme gegen Fake-Follower stellt der blaue Haken dar. Der blaue Haken auf Instagram ist ein Verifizierungsabzeichen, das die Echtheit eines Accounts bestätigt und zeigt, dass der Account tatsächlich der dargestellten öffentlichen Persönlichkeit, dem Influencer oder der Marke gehört. Es dient dazu, echte Profile von Fälschungen zu unterscheiden.

Trotz dieser Abwehrmechanismen bleibt es dabei: Auch 4 Jahre später gibt es verschiedene Anbieter bei denen man für Instagram Follower, Likes und Views kaufen kann. Neu ist jedoch, dass nun auch die KI in diesem Bereich zum Einsatz kommt. So genannte Growth Services versprechen organisches Wachstum durch strategische Maßnahmen wie das gezielte Folgen und Entfolgen von Nutzern, um Follow-backs zu generieren oder das automatisierte Kommentieren und Liken von Beiträgen. Obwohl diese Dienste echtes Engagement versprechen, basieren sie oft auf Manipulation und können gegen die Richtlinien sozialer Netzwerke verstoßen.

 

4. Fake-Follower bei Facebook

Möglichkeiten und Grenzen beim Followerkauf bei Facebook früher

Bereits vor 4 Jahren konnte alles, was das Herz begehrte, für Facebook erworben werden und das Angebot reichte von dem einfachen Erwerb von Abonnenten über Likes und Video-Aufrufe bis hin zu Event-Interessenten.

Möglichkeiten und Grenzen beim Followerkauf bei Facebook heute

Im ersten Quartal von 2019 erzielte Facebook mit 2,2 Milliarden Fake-Accounts einen Rekordwert.  Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Herausforderung, mit der Facebook im Umgang mit Fake-Accounts konfrontiert ist. Zur Erkennung und Entfernung von Fake-Accounts nutzt Facebook daher maschinelles Lernen, insbesondere durch ein System namens Deep Entity Classification (DEC), das dazu dient, echte von gefälschten Nutzern anhand ihrer Netzwerkverbindungsmuster zu unterscheiden. DEC verwendet über 20.000 sogenannte „Deep Features“, die beispielsweise das durchschnittliche Alter oder die Geschlechterverteilung der Freunde eines Nutzers umfassen können. Dieses System wird mit einer Kombination aus maschinell generierten Labels mit niedriger Präzision und einer kleinen Menge hochpräziser, von Hand beschrifteter Daten trainiert, die von Menschen auf der ganzen Welt erstellt werden, die ein Verständnis für lokale kulturelle Normen haben. Seit der Implementierung von DEC behauptet Facebook, dass das Volumen der Fake-Accounts auf der Plattform bei etwa 5% der monatlich aktiven Nutzer gehalten wird​

Auch heute ist es nach wie vor möglich jegliche Form ob Follower, Views oder Likes für Facebook zu kaufen. Aber die Transparenzbemühungen fruchten, es ist deutlich schwerer geworden. Laut statista zeigt sich jedoch ein deutlicher Rückgang in der Anzahl dieser und so waren es im letzten Quartal 2023 nur noch 691 Fake Accounts.

 

5. Fake-Follower bei X (ehem. Twitter)

Möglichkeiten und Grenzen beim Followerkauf bei X (ehem. Twitter) früher

Für die Business-Plattform ehemals Twitter, nun X, konnten Follower, Likes und Kommentare käuflich erworben werden. Man fand für alle Qualitätsstufen genügend Anbieter.

Seit der Übernahme der Plattform durch Elon Musk wird den Fake-Profilen und Bots der Kampf angesagt, denn nur echte Menschen sind für Werbezwecke monetarisierbar. Im Oktober 2023 führte X ein Betaprogramm mit dem Namen Not a Bot ein. Das Programm ist eine Initiative zur Bekämpfung von Spam, Manipulation und Bot-Aktivitäten. Es wird momentan in Neuseeland und den Philippinen getestet und verlangt von neuen Nutzern eine jährliche Gebühr von 1 USD, um Beiträge verfassen und mit anderen Inhalten interagieren zu können. Diese Maßnahme soll helfen, die Präsenz von Bots auf der Plattform zu verringern und die Plattformintegrität zu schützen. Neue Nutzer müssen ihre Telefonnummer verifizieren und die Gebühr zahlen, um interaktive Funktionen nutzen zu können, während diejenigen, die sich gegen die Zahlung entscheiden, nur lesenden Zugriff haben. Die Initiative zielt darauf ab, die Plattform authentischer und sicherer zu machen, indem sie sicherstellt, dass sich hinter den Accounts echte Menschen befinden. Es ist als Beta-Programm konzipiert und könnte bei Erfolg zu einem festen Bestandteil der Plattform werden.

Möglichkeiten und Grenzen beim Followerkauf bei X (ehem. Twitter) heute

Nach wie vor ist es möglich für die Plattform X Follower, Likes, Kommentare und Retweets zu kaufen. Hier wird sich zeigen, welchen Erfolg die gestarteten Gegenmaßnahmen haben und wie sich dies zukünftig auf den möglichen Kauf von Followern auswirken wird.

 

6. Fake-Follower bei LinkedIn

Möglichkeiten und Grenzen bei LinkedIn früher

Bei unserer ersten Analyse konnten wir feststellen, dass für LinkedIn neben Followern, Likes und Kommentaren auch Connections, Shares und Gruppenmitglieder gekauft werden konnten. Hier war es im Vergleich zu den anderen Plattformen nicht möglich Fake-Follower oder Kontakte zu erkennen bzw. nachzuweisen. Der Grund hierfür war, dass man, selbst als Administrator, nicht sehen konnte, wer diese Follower waren.

Möglichkeiten und Grenzen bei LinkedIn heute

Die vermeintlich so seriösen Business-People stehen in puncto Fake-Followern den vermeintlich laxen flippigen Leuten von Insta und Co nicht nach. Die Business-Plattform LinkedIn hat mit dem wachsenden Problem von gefälschten Profilen enorm zu kämpfen. Der rasante Anstieg an Fake-Followern ist in den regelmäßig erscheinenden Transparenzberichten von LinkedIn deutlich erkennbar: Der letzte veröffentlichte Transparenzbericht bezieht sich auf den Zeitraum Januar bis Juni 2023.  Laut dem Bericht konnten durch die automatisierten Abwehrmechanismen 90,1% der Fake-Accounts blockiert werden. 9,9% wurden durch manuelle Untersuchungen und Einschränkungen gestoppt. Somit konnten insgesamt 99,7% der Fake-Accounts proaktiv gestoppt werden, bevor es eine Meldung durch ein Mitglied gab. Schaut man sich das Ganze in Zahlen an, so handelt sich dabei um rund 57,6 Millionen Fake-Accounts. Verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2022, waren es hier nur 21,8 Millionen Fake-Accounts. Die Anzahl hat sich somit fast verdreifacht. Es wird deutlich, dass es möglicherweise schwieriger ist Fake Follower auf LinkedIn zu erkennen als auf anderen Plattformen, da LinkedIn eine professionellere Umgebung mit weniger offensichtlichem Bot-Verhalten bietet. Auch eine direkte „Verified“- Kennzeichnung, wie bei anderen sozialen Netzwerken, wird auf LinkedIn nicht geboten. LinkedIn setzt somit auf eigene Erkennungsalgorithmen, um die Authentizität der Nutzer zu gewährleisten und ungewöhnliche Aktivitäten zu identifizieren.

Auch hier kommt man zu einer überraschenden Erkenntnis angesichts der LinkedIn-Offensicve gegen Fake-Follower: Nach wie vor ist es möglich für LinkedIn Fake Follower zu kaufen. Der Tranzparenzbericht von Januar bis Juni 2023 zeigt, dass diese Zahlen weiter steigen und LinkedIn somit vor große Herausforderungen stellt.

 

7. Fazit

Die wachsende Bedeutung von Followern in den sozialen Medien hat dazu geführt, dass Unternehmen vermehrt versuchen, durch Influencer und gekaufte Interaktionen ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Um den enormen Anstieg von Fake-Followern in den Griff zu bekommen haben Plattformen wie Instagram, X (früher Twitter), Facebook und LinkedIn fortschrittliche Technologien entwickelt, um Fake-Accounts zu erkennen und zu entfernen. Die Richtlinien der Plattformen untersagen den Erwerb gefälschter Follower und können bei Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen Accounts auf eine Blacklist setzten oder sperren. Trotzdem bleibt der Markt für gekaufte Follower und Likes aktiv, wobei neuere Dienste oft KI-gestützte Strategien nutzen, die echtes Engagement vortäuschen sollen. Es zeigt sich, dass sowohl die Anbieter von Fake-Followern auf KI gestützte Technologien setzen als auch die Plattform Betreiber. Daher bleibt es spannend, wer den Kopf in Zukunft vorne haben wird.

 

 

 

 

 

 

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