Wie Marketing auch in der allgemeinen Wahrnehmung zu seiner wahren Bedeutung gelangte…

Marketing Blog14.02.2021

Eines der bedeutendsten Marketingmagazine trägt einen Namen, von dem viele heutige  „Marketingexperten“ gar nicht wissen, was dieser mit Marketing zu tun haben soll. Die Rede ist von der „Absatzwirtschaft“.  Etwas aufschlussreicher ist „Werben & Verkaufen (W&V)“, auch wenn das Wort Marketing hier ebenfalls nicht vorkommt. Wie kommt das? Ganz einfach: Marketing ist in Deutschland eigentlich – zumindest was den Begriff anbelangt – noch eine vergleichsweise junge Disziplin. Es ist keine drei Jahrzehnte her, da hießen auch die BWL-Lehrstühle „Absatzwirtschaft“ oder „Werbepsychologie“. Beide Magazine sind deutlich vorher auf dem Markt erschienen.

Hier zeigt sich ein Phänomen, dem man vor dem Zeitalter des digitalen Marketings immer wieder begegnet ist. Hat man mit Freunden darüber gesprochen, wer etwas macht, dann konnte sich unter „Arzt“, „Rechtsanwalt“ oder „Steuerberater“ jeder was vorstellen. Wenn man sagte, man kommt aus dem „Verkauf“ war das auch recht klar. Mit „Werbung“ war man dann schnell ein „Werbefuzzi“, aber auch das konnte jeder einordnen. Aber sagte man, man arbeitet „im Marketing“ konnten sich weniger darunter was vorstellen bzw. trafen die Vorstellungen nur einen winzigen Teil der Tätigkeit. Es wurde oft auf Marketing Services reduziert, z. B. auf Marketingartikel in Form von Give-aways.

Agenturen trugen Marketing selten im Namen, es waren Werbeagenturen, Kommunikationsagenturen oder PR-Agenturen. Aber der Begriff Marketingagentur tauchte erst auf, als das digitale Marketing sich verbreitete und die Agenturen, die neben Design, Grafik oder Webdesign nun auch Social Media-Marketing oder Suchmaschinenmarketing oder E-Mail-Marketing im Angebot hatten, benannten sich in „Marketingagentur“ um. Der Grund: Wenn sie soviel „Marketing“ machten, dann wollten sie mit Begriffen wie Werbeagentur nicht auf die Disziplin „Werbung“ reduziert werden.

Insofern gibt es jetzt viele Marketingagenturen. Auch von der Seite der Consultingunternehmen hat sich vieles getan. Sie beschränkten sich nicht mehr rein auf Beratung, sondern entwickelten sich immer mehr in Richtung Umsetzung, IT und Steuerung. Beratungsunternehmen aus dem Marketingbereich waren auf einmal Marketingagenturen.

Marketing erlangte also auch in der Praxis, besser gesagt in der Wahrnehmung der Praxis, die Bedeutung bzw. Aufmerksamkeit, die es in der neben den großen marketinggetriebenen Unternehmen schon immer hatte.

Interessanterweise haben vor allem Personen die nicht originär aus dem Marketing (in Form einer entsprechenden akademischen Ausbildung) kommen, dem Marketing auch in der Praxis zu seiner Bedeutung verholfen. Es waren Quereinsteiger, die Social Media Spezialisten, SEO-ler, die Video Artists und die sonstigen Digital Marketing Experts, die dazu beigetragen haben, dass Marketing in der Wahrnehmung der Allgemeinheit der Bedeutung entspricht, die sie in der Marketingtheorie schon immer hatte.

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